Der Wald als Medizin – Ein Aufruf zu mehr Sport in der Natur

Der Tegeler Forst ist Teil unserer Vereinsidentität und aus der über 70-jährigen Geschichte des SC Tegeler Forst nicht weg zu denken. In diesem Artikel fassen wir die wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um Natur (Wald), Sport und Gesundheit zusammen, denn gerade zur Corona-Zeit ist achtsames und verantwortungsbewusstes Sporttreiben, draußen in der Natur, eine echte Alternative! Lasst euch mitreißen von der Vielzahl an positiven Effekten auf unsere Gesundheit.! Nutzt dazu gerne unsere zahlreichen Lauftreffangebote, die Lauf-Events in „Nord Berlin Runners“ oder die attraktiven Crossläufe von unserem Verein… Viel Spaß beim Lesen!

Die Wissenschaft bezeichnet die menschliche Verbundenheit zur Natur als Biophilie (*1).  Im Laufe der Evolution wurde dem menschlichen Körper eine wissenschaftliche nachgewiesene, biochemische Verbindung zu allem Lebendigen in die Wiege gelegt. Auf eindrucksvolle Art und Weise tauchen wir in diesem Artikel in die aktuellen Forschungsergebnisse rund um die Themen Natur, Wald, Sport und Gesundheit ein.

In der modernen Zivilisation entfernen sich viele Menschen immer mehr von ihrer inneren Natur. Künstliches Licht, Abgase, Lärm, Bewegungsarmut und mangelhafte Ernährung prägen den Alltag vieler Stadtbewohner*innen. Dies geschieht in einem Ausmaß, dass vielen die Achtsamkeit für die Natur, alles Lebendige bis hin zum eigenen biologischen Körper, abhandengekommen ist. Aber die These, dass der Mensch untrennbar durch den Verlauf der Evolution mit der Natur verbunden sei, soll in diesen hochmodernen Zeiten immer noch aktuell sein? Das bezweifeln viele. Skeptiker überzeugen in diesem Zusammenhang vielleicht Untersuchungen an Neugeborenen. Babys haben bereits nach ihrer Geburt eine angeborene Angst vor Spinnen und Schlangen, während eine durchaus berechtigte Angst vor modernen Gesundheitsfallen wie Steckdosen, Stacheldraht oder Herdplatten ausbleibt. Forscher begründen das mit dem bereits erwähnten evolutionsbiologischen Zusammenhang (*2). Diese Ergebnisse sind ein erstes Indiz dafür, dass die Natur und der Mensch schon immer untrennbar miteinander verbunden sind. Bereits vor der Jahrtausendwende konnte der schwedische Forscher Roger Ullrich bemerkenswerte Erkenntnisse in Krankenhäusern sammeln. Er fand in seinen Studien heraus, dass Patientinnen und Patienten, die einen Fensterblick auf Grünanlagen, Wälder oder Parks hatten, schneller gesund wurden als die anderen. Sogar ein Naturbild im Krankenzimmer begünstigte im Vergleich zu den Kontrollgruppen eine frühere Entlassung. Zusätzlich brauchten diese Patienten weniger Medikamente (*3). Die Natur, aber auch schon das Betrachten dieser auf einem Bild, hat einen beruhigenden Einfluss auf uns und weckt positive Fantasien. Die Umleitung der Aufmerksamkeit auf das Natürliche wirkt stress- und auch schmerzlindernd (*4). Logisch, dass diese Effekte (und noch viele mehr) sich erst recht entfalten, wenn wir Menschen einen naturnahen Lebensmittelpunkt haben. Das gilt auch in einer Stadt wie beispielsweise Berlin. Bewohner von begrünten oder grünflächennahen Wohnbezirken bleiben auf Dauer gesünder, haben bessere Kontakte zu ihren Nachbarn, begegnen Familienmitgliedern seltener mit Aggressionen und werden weniger kriminell (*5).

Taucht man noch tiefer in die Wissenschaft zur Biophilie ein, kann man den nächsten Waldspaziergang fast nicht mehr abwarten. In Japan und Korea wird seit Jahren millionenfach zum Thema „Shinrin-Yoku“, auf Deutsch Waldbaden/Waldtherapie, geforscht. Inzwischen hat Japan im ganzen Land Waldtherapie-Stützpunkte zur Gesundheitsvorsorge eingerichtet. Waldbaden kann als (achtsamer) Aufenthalt im Wald bezeichnet werden. Dazu zählen natürlich auch Spaziergänge und Sport. Federführend sind die Forscher Qing Li, Morita und Miyazaki, die in ihren Studien erstaunliche gesundheitliche Vorteile eines Waldaufenthaltes herausfanden. Das grüne und natürliche Licht wirkt beruhigend und verstärkt die Ausschüttung von Serotonin – einem Glückshormon des Körpers. Wir sind zufriedener und empfinden weniger Angst und Aggressionen. Die Produktion der Stresshormone Kortisol, Adrenalin und Noradrenalin reduziert sich. Der Sympathikus (aktiver Teil des vegetativen Nervensystems) hat Pause und der Parasympathikus wird aktiviert. Dieser ist vor allem in Ruhe- und Regenerationsphasen aktiviert. Die unverwechselbare Geräuschkulisse, fernab dem Lärm der Städte, unterstützt diese Effekte nur (*4). Doch die Luft, die wir einatmen und die Gerüche des Waldes, die wir riechen, haben den faszinierendsten Einfluss auf unseren Körper. Pflanzen kommunizieren untereinander über ihre Botenstoffe, sogenannte Phytonzide oder auch Terpene genannt. Wenn wir diese Stoffe einatmen, erhöht sich nachweislich die Anzahl unserer T-Killerzellen im Blut. Diese Zellen stärken unser Immunsystem, indem sie Krebszellen und andere Krankheitserreger in unserem Organismus erkennen und abtöten (*3). Eine weitere Untersuchung hat ergeben, dass die Konzentration dieser Botenstoffe auf einer durchschnittlichen Höhe von 1,80m am höchsten ist, also auf Kopfhöhe (*6). Verrückt! Dafür braucht es aber kaum achtsames und bewusstes Einatmen. Eine Studie, durchgeführt an unwissenden schlafenden Testpersonen, hat ergeben, dass ihre körpereigene Produktion von Killerzellen ebenfalls anstieg, wenn man ihre Atemluft / Zimmerluft mit Pyhtonziden/Terpenen anreicherte. Apropos Schlaf: Auch auf die Schlafdauer, Schlaftiefe und die Anzahl der Bewegungen im Schlaf konnten positive Effekte festgestellt werden (*3).

Wir fassen zusammen. Ein Aufenthalt im Wald unterstützt aktiv das Immunsystem, verringert das Stresslevel, lässt dich besser schlafen und hält gesund! Solche Effekte sind uns Sportlern nicht unbekannt. Auch moderate Bewegung/Sport hat ganz ähnliche Auswirkungen auf unseren Organismus. Kaum vorstellbar, was wir unserem Körper alles Gutes tun, wenn wir den Naturaufenthalt und Sport miteinander verbinden!

Dieser Effekt findet auch in Deutschland immer mehr Zuspruch. Wer in der Natur Sport treibt, ist durchschnittlich gesünder und aktiver (3-4x pro Woche) als Teilnehmer*innen im Fitnessstudio. Unebenheiten im Boden, auf Ästen oder Baumstämmen aktivieren die Tiefenmuskulatur und sind gut für Knochen und Gelenke. In Kombination mit den Effekten der Biophilie sorgt Sport dafür, dass unser kardiopulmonales System (Herz- und Lungenkreislauf) gekräftigt wird und unser Immunsystem stärker wird. Beste Voraussetzungen für die kalte (Corona-) Jahreszeit! Das Training im Wald kann zu jeder Tages- und Jahreszeit durchgeführt werden. Natürlich sind die Blühzeiten der Pflanzen zur sommerlichen Mittagszeit ausgeprägter, aber dennoch sind die positiven Effekte ganzjährig nachweisbar (*7). Eindrücklich gilt die Empfehlung: Lieber Park als Stadt und lieber Wald als stadtnaher Park. Die Feinstaubkonzentration in Städten ist allseits bekannt. Beim Sport, gerade beim Joggen, hat der Körper einen erhöhten Sauerstoffbedarf. Das Volumen der eingeatmeten Luft steigert sich um den Faktor 10-20! Hier ist die Waldluft, mit all ihren wohltuenden Terpenen und Botenstoffen (siehe oben) gegenüber der Stadtluft natürlich klar im Vorteil. Die Waldluft enthält sogar bis zu 90% weniger Feinstaubteilchen als die „Großstadtluft“ (*8).

Unser Plädoyer: Nutzt die naturnahen Strecken und Wälder für euren wohltuenden und gesundheitsorientierten Ausdauersport. Gerade auch der Norden Berlins, speziell der Tegeler Forst, hat viele wunderschöne Strecken zu bieten. Diese zeigen wir euch gerne bei unseren Lauf-Events, bei den vielen attraktiven Laufveranstaltungen im Tegeler Forst oder unseren regelmäßigen Lauftreffangeboten.

Falls ihr interessiert an unseren Angeboten seid, meldet euch einfach unter f.fasel[at]sctf.de oder recherchiert auf unseren Internetseiten (www.sctf.de + www.sctf-events.de). Tretet gerne unserer Online Community „Nord Berlin Runners“ auf Strava bei und lernt wunderschöne Strecken im Tegeler Forst kennen!

Wir hoffen ihr hattet viel Spaß beim Lesen und es war die ein oder andere interessante Info für euch dabei. Kommt gesund, zufrieden und bewegt durch den verrückten Corona Winter!

Literatur

*1 – Wilson, E.O. Biophilie und eine Ethik für die Umwelt.

*2 – https://www.mdr.de/wissen/mensch-alltag/angst-vor-spinnen-100.html

*3 – https://zeit.de/zeit-wissen/2018/03/quellen

*4 – https://www.wipub.net/wp/der-biophilia-effekt/

*5 – https://www.wanderforschung.de/files/naturentfremdung1226843289.pdf

*6 – https://www.ausdauerblog.de/joggen-im-wald/

*7 – https://www.woman.at/a/biophilia-training-wald-fitness

*8 – https://www.zeit.de/sport/2017-09/marathon-laufen-gesund-ausdauersport/seite-3

Veröffentlicht am: 27.10.20